Geflügeltes Westfalen – Schräge Vögel und viele Verse
Sauerländer. Heißer geht’s nicht. – Michael Martin + Sonja Heller
Wir sind keine Weicheier
Wild- und Trüffelschweine sind gleichermaßen auf dem Platz vertreten
Es gibt zwei Sorten von Schweinen, die Wild- und die Trüffelschweine. Die Wildschweine werden jährlich mehr oder weniger erfolgreich von den Greenkeepern bekämpft, wenn sie mal wieder den Golfplatz mit einem Buddelplatz verwechseln. Dann gibt es noch die sogenannten Trüffelschweine, die man nicht bekämpfen kann, da es sich hierbei um die Gattung der Homo sapiens handelt, oder einfacher ausgedrückt, um Golfer, die den Platz nach Bällen abgrasen. Aber davon später mehr!
Wenn auf eins im Herbst Verlass ist, dann ist es die Anreise der Wildschweine mit der kompletten Verwandtschaft im Gepäck. Offensichtlich haben sie es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Golfplätze zu verwüsten, wobei sich ihr Hauptaugenmerk auf das Zerstören der Abschläge konzentriert. Eine echte Plage und ein fast aussichtsloses Unternehmen, sie zu vertreiben.
Die Greenkeeper geben alles, um sie irgendwie fernzuhalten. Da werden kilometerlange Elektrozäune gezogen, die so gut wie nutzlos erscheinen. Sie haben nur den einen Effekt, dass wir Umwege latschen müssen, um den Zaun zu umschiffen. Ortsunkundige Golfer laufen Gefahr, über besagte Zäune im hohen Bogen zu fliegen, da man sie kaum wahrnimmt. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Wildschweine lauernd hinter den Bäumen hocken, sich über die Greenkeeper halbtot lachen und die Golfer observieren, um sich genau die Stelle zu merken, wo sie sich später gefahrlos anschleichen können.
Wahrscheinlich haben sie irgendwo im Wald einen Fernseher gebunkert und schauen sich öfters den Film: „Und täglich grüßt das Murmeltier“, an. Denn kaum haben die Greenkeeper mühselig die Orte der Attacken einigermaßen „geflickt“, sind sie in der Nacht wieder da und schaufeln alles fröhlich um. Eine zusätzliche Variante, um ihnen (den Golfern übrigens ebenso), die Lust auf einen Trip über den Platz zu vermiesen, sind Stänkermittel, die auf einen Lappen geträufelt und an Pfählen aufgehängt werden. Das Zeug stinkt fürchterlich. Für den ahnungslosen Golfer, der dieses „verminte“ Areal tagsüber quert, ist eine flache Atmung sowie Tuch vor Mund und Nase empfehlenswert, bevor er in Ohnmacht kippt.
Meine allerbeste Golffreundin und ich haben unsere eigene Methode, wir rauchen, hilft zwar auch nicht, aber lenkt von dem bestialischen Gestank ab. Der Geruch scheint die Wildschweine überhaupt nicht zu interessieren, sie treten unverdrossen ihre abendlichen „Startzeiten“ an. Als ich mit einer Golferin neulich über den Platz trabte, schnupperte sie und fragte: „Riechst Du es auch?“ „Jou, riecht irgendwie nach Maggi“, registrierte ich. „ Es sind hier in der Nähe Wildschweine, die sondern den Geruch ab“, klärte sie mich auf. Na klasse, mir ging die Düse! Sie musste es ja wissen, da ihr Mann Jäger ist.
Leicht panisch schritt ich eilig voran. Ich weiß nicht genau, wovor ich mehr Angst habe: Grottenschlecht zu spielen, vom Ball eines Mitspielers abgeschossen zu werden oder mit den messerscharfen Hauern eines Wildschweines Bekanntschaft zu machen. Jedenfalls habe ich jetzt ständig den Maggigeruch in der Nase, wenn ich mal alleine unterwegs bin, und schiele eher in Richtung Wald, als dass ich mich auf mein Spiel konzentriere, was sich vorsichtig ausgedrückt, suboptimal auf meinen Schwung auswirkt.
Bin ich froh, wenn die blöden Viecher irgendwann wieder auf wundersame Weise den Abgang machen. Weiß der Henker, wo sie sich dann aufhalten. Ist mir auch egal! Hauptsache weg. Wahrscheinlich hängen sie im Wald ab und planen schon die nächste Invasion für das kommende Jahr.
Das Schützenfest abc von Peter Menne und Augustin Upmann
Was veranlasst zwei Westfalen, einer davon noch mit südniedersächsischem Migrationshintergrund, ein Schützenfest-ABC herauszubringen? Eine berechtigte Frage, der man sich stellen kann oder sogar muss, wenn man dieses Buch in Händen hält. Schützenbrüder oder Schützenschwestern mögen sich fragen, was es denn über das Schützenfest oder Schützenwesen Neues zu erkennen gäbe, dass Mann oder Frau nicht schon längst wüssten? Jede Menge im Zweifelsfall, denn man muss wissen, wer hinter dieser Idee steckt: zwei Westfalen, die das Wesen des Westfälischen seit Jahren im Visier haben: der Illustrator und Karikaturist Peter Menne, geboren in Delbrück und August Upmann, der uns mit seinen bitterbösen und schrägen Geschichten aus dem imaginären Dorf Suchtdrup humorvoll, bissig, komödiantisch, aber nie verletzend den Spiegel vor Augen hält.
Peter Menne und Augustin Upmann haben sich an die Arbeit gemacht, das Typische und das Spezielle des Schützenfestes herauszuarbeiten. Von A wie Antreten bis Z wie Zu-sammengehörigkeitsgefühl – oder in diesem Buch Zündkerze – haben die beiden Auto-ren zusammen mit annähernd 20 Schützenvereinen aus dem Münsterland, dem Sauer-land, aus Ostwestfalen und dem Lippischen das für sie Besondere an ihrem Fest her-ausgearbeitet. Dabei wurde sehr deutlich, welchen besonderen Wert das jährliche Schützenfest für die einzelnen Vereine darstellt. Aber auch, welche Orts- oder Ortsteil-prägende und integrative Funktion das Schützenfest für die Menschen hat.