Südwestfälische Mundartgedichte über Begehren, Liebe und Herzensnot
Preis: 19,90 Euro
Erscheinungsdatum: Dezember 2021
978-3-948496-39-5
Hardcover, 424Seiten
Beschreibung
Die älteste Liebeslyrik des Sauerlandes bilden frühmittelniederdeutsche Übersetzungen zum biblischen „Lied der Lieder“ Salomons, verfasst um 1325 nach Christus in der eigentümlichen Sprache der Landschaft: „dine brusten sint beter deme wine“ – „deine Brüste sind besser als Wein“! Ein schier unglaublicher Anfang.
Die hier vorgelegte Mundart-Anthologie erschließt für ein halbes Jahrtausend weitere Literaturzeugnisse über Begehren, Liebe und Herzensnot aus den Kreisgebieten Olpe, Hochsauerland, Märkisches Sauerland und Soest.
Texte aus der Reformationszeit markieren bereits gegensätzliche Tendenzen der gesamten Sammlung: Ein Schreiber zarter Verse ist krank vor Sehnsucht, nachdem sich ein „liebes Fenster“ geöffnet hat. Der Soester Satiriker Daniel will hingegen in derben Reimen die angeblich sehr ausgeprägte Fleischeslust der Lutherischen verlästern.
„Auf Platt darfst du alles sagen!?“ Im Leutegut kommen – fern von jeder Prüderie – Tanzfreude, Liebeswerben und Sinnlichkeit zur Sprache. Die gelungensten Stücke wurden als Schlager wohl überall gesungen. Zur Schattenseite gehörten ein „Krieg der Geschlechter“, Frauenverachtung, häusliche Gewalt und materielle Nöte der heiratswilligen „Behelpers“.
Seit dem 19. Jahrhundert ist für ein größeres Publikum der Beweis erbracht worden: Die südwestfälische Alltagssprache kann ein Mittel sein, Beglückung und Leiden der Liebe in dichterischer Form zu verarbeiten. Im humoristischen Fach gerät das Tragische allerdings vorzugsweise zur komischen Sache. Sich selbst und andere auf die Schüppe zu nehmen, darauf will populäre plattdeutsche Dichtung nicht gerne verzichten.
Liebesbedürftige sind wir alle. Doch die Liebenden betrachten sich keineswegs als arm. Sie bewohnen ein Landgut, das nur Lyrikerinnen und Lyriker vermessen können: „Feyfhundert Muaren Hiemmelblo!“
Gefördert durch LWL „Für die Menschen. Für Westfalen-Lippe“
Peter Bürger
Über den Autor
Über den Bearbeiter der Sammler:
Peter Bürger, geb. 1961 (Eslohe/Sauerland), Kriegsdienstverweigerer (Zivildienst), Theologiestudium in Bonn, Paderborn, Tübingen (Diplom 1987); examinierter Krankenpfleger; psycho-soziale Berufsfelder u.a. im Drogenreferat und in Präventionsprojekten der Aids-Hilfe, ab 2003 freier Publizist (Düsseldorf). Seit dem 18. Lebensjahr Mitglied der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi, später auch: Internationaler Versöhnungsbund, Deutsche Friedensgesellschaft (DFG-VK), Solidarische Kirche im Rheinland. Themenschwerpunkte u.a.: Kirche der Armen, „Krieg & Massenkultur“, Beiträge zur Regional- und Kirchengeschichte, christliche Friedensdiskurse. Bertha-von-Suttner-Preis 2006 (Kunst & Medien). – Initiator des Christine Koch-Mundartarchivs am Museum Eslohe (1987). Seine Forschungs- und Editionsbeiträge zur plattdeutschen Literatur des Sauerlandes wurden mehrfach ausgezeichnet: Förderpreis für Westfälische Landeskunde (2010), Johannes-Sass-Preis (2014), Rottendorf-Preis (2016). Im Internet: www.friedensbilder.de – www.sauerlandmundart.de – https://kircheundweltkrieg.wordpress.com/
(Autorenfoto: Bernd Schaller, Düsseldorf)