Pferdeliebe – Kerstin Matthies
49 Kurzgeschichten, von Erzählungen über Märchen, Krimis und Legenden bis hin zu Science Fiction und mehr. Ein Kunst-Lesebuch aus der Welt der Pferde.
49 Kurzgeschichten, von Erzählungen über Märchen, Krimis und Legenden bis hin zu Science Fiction und mehr. Ein Kunst-Lesebuch aus der Welt der Pferde.
In Winterberg fand von 1521 bis 1523 der erste für das Sauerland überlieferte Hexenprozess statt: das winterbergisch Halsgericht. Angeklagt wurden sechs Frauen und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Was bei diesem ersten Prozess erschreckt, ist die Hartnäckigkeit, mit der Winterberger Bürger auf ihren Vorwürfen beharrten und immer wieder an das Gericht herantraten. Sie ließen nicht locker, bis die Frauen verurteilt wurden. Die Hintergründe, die durchscheinen, könnten aus einer modernen Soap stammen. Da wird krakeelt und gespuckt, Beleidigungen getauscht, sich gegenseitig geschadet, Sex am Zaun praktiziert und geklaut, was nicht niet- und nagelfest ist. Immer wieder sind es die gleichen Namen, die mit dem scheinbar aus diesen Streitereien resultierendem übernatürlichen Geschehen in Verbindung gebracht werden: Stine Kappen, die vom Speck-Hof, Adelheid vom Ebbinghofe, Gertrud Hesseken, Katharina Herder und des Anton Meisters Frau (vielleicht die Frau, die als die Schultesche im Protokoll auftaucht). Zum Zeitpunkt dieses Prozesses war die Feme-Gerichtsbarkeit von Bedeutung, und die Winterberger zogen nach Medebach, um dort die Frauen am Freistuhl der Zauberei anzuklagen. Freigraf Heinrich Beckmann hörte sich die Beschwerden an, schien aber skeptisch zu sein. Es sagte kein Geschädigter direkt aus, sondern andere Bürger, so etwa Heinrich Teichhof. Was er berichtet, ist nach heutigen Maßstäben Hörensagen. Vor allem geht es um wechselseitige Beleidigungen, man sei ein Zauberischer. In Winterberg lag der angebliche Schadenszauber, den die Zauberischen praktizierten, auf dem Butter- oder Milchzauber. Molketoversche, Milchzauberer, warf man sich gegenseitig an den Kopf. Der Freigraf blieb skeptisch und schickte die Delegation nach Hause. Hartnäckig erwirkten ie Winterberger im Jahr 1522 Haftbefehle, und es kam zu einem ersten Gerichtsprozess. Aussagen von Zeugen liegen nicht vor, offenbar reichten dem Gericht die Bekenntnisse der angeklagten Frauen – natürlich durch Folter entstanden. Adelheid vom Ebbinghof führte zunächst sehr real klingende Taten an: den Diebstahl einer Speckseite, von Bauernleinen oder Wolle. Besonders fantasievoll zeigte sich Gertrud Hesseke beim Namen ihres Teufelsbuhlen: Er hieße „Einhorn“. Sie gestand, dem Buntkirch das Bier auslaufen gelassen zu haben und Streiche gegen Braun Schöttler und einen Greben gespielt zu haben. Im Zentrum von Stine Kappens Aussage steht der Milchzauber, der ausführlich beschrieben wird: An drei Donnerstagabenden müsse man in des Teufels Namen ein Holunderrohr schneiden, dieses in die Milch geben und unter das Futter mischen. Dann müsse man die Milch mit dem Holunderrohr in das Butterfass geben und schon hätte man Butter und Käse in Hülle und Fülle. Zauber mit Tierhaaren, um das Vieh zu schädigen, oder ostienfrevel finden Eingang in die Aussagen. Dazu Schilderungen der Buhlschaft mit dem Teufel auf dem Teufelstanz an einem Heiligenhäuschen. Damit waren alle Voraussetzungen für einen Teufelspakt der Zauberischen mit dem düsteren Herrn und Meister gegeben. Dennoch wurden die Frauen nicht verurteilt. Es scheint, als habe das Gericht entschieden.
VERY IMPORTANT PERSONS im SAUERLAND
Was haben Thusnelda, die Tochter des Cheruskerfürsten Segestes, und Wilhelmine Lübke, die Frau des zweiten Bundespräsidenten Heinrich Lübke, gemeinsam? Sie stammen beide aus dem Sauerland. Die eine wurde im ersten Jahrhundert auf der Eresburg in Marsberg geboren, die andere 1895 als Wilhelmine Keuthen in Ramsbeck. So, wie diese beiden Frauen in die deutsche Geschichte eingegangen sind und als „Sauerländerinnen“ in Erinnerung bleiben, trifft das auch für viele andere Frauen und Männer aus dem Sauerland zu. Christel Zidi und Sabina Butz haben 19 Sauerländer Persönlichkeiten aus den vergangenen 2.000 Jahren ausgewählt und ihre Geschichten aufgeschrieben.
Vor der Befriedigung heimlicher Neugier, etwas über mehr oder weniger berühmte Sauerländerinnen und Sauerländer zu erfahren und darüber, wer da wohl dazugehöre, sollten die Leser und Leserinnen dieses Büchleins wissen: „VIS = Very important Sauerländer oder Sauerländerinnen“ erhebt nicht den Anspruch, eine wissenschaftliche Abhandlung zu sein. Die Autorinnen Christel Zidi und Sabina Butz weisen in ihrem Vorwort ausdrücklich auf ihren geschichtswissenschaftlichen Laienstatus hin. Sie haben die Geschichten mit sachkundiger und kooperativer Hilfe der jeweiligen Ortsheimatpfleger oder Ortsheimatpflegerinnen erstellt. Ihr Wunsch: „Vielleicht gewinnt der eine oder andere durch die Lektüre sogar Interesse und Freude an der Sauerländer Regionalgeschichte.“
Ein Krimi, der sich im Schmallenberger Sauerland sowie an der Küste Kroatiens abspielt und das Umfeld von begeisterten Tennisspielern im Rentenalter beleuchtet. Eine kroatische Tennistrainerin und die Ereignisse während einer Tenniswoche auf der Insel Brac zeigen zwanzig Jahre nach dem letzten Balkankrieg auf, dass die Kriegswunden bei den Ethnien des ehemaligen Jugoslawien noch nicht verheilt sind. Michael Schneider, ein gebürtiger Sauerländer, hat sein Haus in München verkauft und ist zurück nach Schmallenberg ins Sauerland gezogen. Nach seiner gescheiterten Ehe will er in seiner alten Heimat sein Altenteil genießen und hat als begeisterter Tennisspieler das Seniorenteam des Tennisclubs in Schmallenberg verstärkt. Dieses Team will in der nächsten Saison in die Landesliga aufsteigen und hat für die technische Ertüchtigung die kroatische Tennislehrerin Alenka engagiert. Sie organisiert für die Mannschaft eine Tenniswoche mit anschließender Bootstour in Kroatien. Durch Zufall wird Michael Zeuge von eskalierenden Streitigkeiten ihrer Landsleute wegen eines Autounfalls und eines mysteriösen Todes-falls. In diesem Zusammenhang erfährt er von Alenka die leidvollen Verwicklungen ihrer Familie in den grausamen Balkankrieg, deren Auseinandersetzungen bis heute anhalten. Nach einem mysteriösen Unfall schlägt die Dortmunder Mordkommission wieder im Hotel Hubertus in Fleckenburg ihr Soko-Hauptquartier auf. Auch Michael Schneider versucht der Wahrheit näherzukommen und wird dabei selbst in die Vorfälle verwickelt.